Die BMW Auto Art Sammlung
Die Geschichte der Kunstsammlung
Seit es Automobile gibt, sind sie für den Künstler von nie nachlassender Faszination. Das Automobil und die derart ermöglichte Mobilität waren und sind Thema der Malerei, der Graphik, der künstlerischen Photographie und der Plastik. Dies ist zum einen bedingt durch das automobile Design, das dem Ästheten die Schönheit des Nützlichen vor Augen führt, zum anderen durch die Assoziation, die das Automobil bewirkt - Assoziationen wie Beweglichkeit, Leichtigkeit, Geschwindigkeit, die Entdeckung neuer Welten und einer neuen Freiheit ...
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Modelle aus der BMW Auto Art Collection:
Frühjahr 1975: Auf Anregung des französischen Auktionators und Rennfahrers Hervé Poulain bemalt der Amerikaner Alexander Calder den ersten Rennwagen BMW 3.0 CSL und legt damit den Grundstein der Art Car-Sammlung.
Nach der positiven Resonanz auf Alexander Calders Art Car bemalt der Amerikaner Frank Stella ein Jahr später das zweite BMW Art Car. "Das resultierende Farbmuster", erläutert der bedeutende Vertreter der Hard Edge-Malerei seine Gestaltung des BMW 3.0 CSL "sei als sympathisches Dekor zu verstehen".
1977 feiert im Pariser Centre Georges Pompidou das dritte Art Car Premiere - ein BMW 320i, gestaltet von dem amerikanischen Maler Roy Lichtenstein. Er habe, so erinnert sich der Künstler an seinen Art Car Entwurf, lange über all die Dinge nachgedacht, die einem Auto so passieren. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung mit dem Automobil ist eine verblüffende Harmonie zwischen den aerodynamischen Vorgaben der Fahrzeugkarosserie und malerischer Gestaltung.
Nach einem Jahr Unterbrechung gestaltet 1979 ein weiterer Pop Art-Künstler einen BMW M1: Andy Warhol, 1928 in Pittsburgh/ Pennsylvania als Andrew Warhola geboren. Für einen Künstler wie Warhol, der vorschlägt, ein ganzes Kaufhaus zu schließen und der Nachwelt als Museum zu erhalten, ist ein Automobil als rollendes Kunstwerk eher typisch als ungewöhnlich. "Ich liebe das Automobil", antwortet Warhol auf die Frage, ob er mit der Gestaltung des Art Cars zufrieden sei. "Es ist besser gelungen als das Kunstwerk".
Das fünfte BMW Art Car gestaltet 1982 zum ersten Mal ein Europäer: Anlässlich der Ausstellung "Kunst als Illustration - Illustration als Kunst" bemalt der Wiener Maler und Bildhauer Ernst Fuchs einen BMW 635 CSI. Dabei dient ihm das Automobil nur als Projektionsfläche der eigenen Phantasie: "Bei der Bemalung habe ich verschiedene Erlebnisse, Ängste, Wünsche und Beschwörungen, aber auch freie ästhetische, künstlerische Gestaltung zum Ausdruck gebracht."
Zurück in die USA: New York, BMW Gallery. Dort wird 1986 das nunmehr sechste Art Car präsentiert - ein von Robert Rauschenberg, Wegbereiter der amerikanischen Pop Art, gestalteter BMW 635 CSI. Das Art Car unterscheidet sich in wesentlicher Hinsicht von seinen Vorgängern: Als erster Künstler arbeitet Rauschenberg mit photographischen Techniken, um reale Darstellungen auf das Automobil zu übertragen.
1989 fragt BMW Terence Measham, Leiter des Powerhouse Museum in Sydney, nach einem "aboriginal" Künstler zur Bemalung eines Rennwagens. Für Measham gibt es nur eine Antwort: Michael Jagamara Nelson, Mitglied der Papunya-Tula-Artists-Association. Die Fahrzeugtür, welche Nelson als Probearbeit im tradierten Stil dieser Künstlerinitiative bemalt, nennt Measham ein Meisterwerk.
Außer Michael Jagamara Nelson gestaltet 1989 ein zweiter australischer Künstler einen BMW M3: Ken Done, prominenter Maler und Graphik-Designer. Platziert man sein modern gestaltetes Automobil neben den im tradierten Papunya-Stil bemalten M3 Nelsons, so verdeutlichen die beiden Rennsportfahrzeuge die zwei entgegen gesetzten Kulturen des australischen Kontinents. Für Ken Done ist die Bemalung eines Automobils dabei weniger ungewöhnlich: Postkarten, Kalender, T-Shirts und andere Gebrauchsgegenstände zierend, erfreuen sich seine Bilder weltweit einer hohen Popularität.
1990 bemalt der japanische Künstler Matazo Kayama einen BMW 535i. Eine besondere Schwierigkeit der künstlerischen Gestaltung, gesteht der mit vielen Preisen ausgezeichnete Künstler, habe darin bestanden, dass er sein Bild wegen der Dreidimensionalität des großen Bildträgers kaum als ein Ganzes habe wahrnehmen können. Um so mehr freut ihn die ästhetische Ausstrahlung des fertigen Art Cars, die sich aus der Spannung zwischen dem Werk der Technik und der in traditioneller japanischer Malkunst verwurzelten Gestaltung ergibt.
Während Matazo Kayama in Japan seinen BMW 535i bemalt, gestaltet auf dem europäischen Kontinent César Manrique einen BMW 730i. Manrique vertritt einen klaren Standpunkt zum Automobil: Es prägt als unverzichtbarer Bestandteil des täglichen Lebens das Bild unserer Städte und trägt damit wesentlich zum Erscheinungsbild unseres Lebensraumes bei.
1991 bemalt die südafrikanische Künstlerin Esther Mahlangu einen BMW 525i. Sie ist die erste Frau im Kreis der BMW Art Car Collection vertretenen Künstler und stellt nicht nur in dieser Hinsicht eine Bereicherung dieser nun zwölf Exponate umfassenden Sammlung dar. Die traditionsverbundene Malerei Mahlangus erweist sich als außerordentlich attraktive, weil kontrastierende Gestaltung eines Produkts westlicher Hochtechnologie.
Ein Experiment? Eine Provokation? Oder schlicht ein Kunstwerk auf dem Bildträger Automobil? Wahrscheinlich von jedem etwas oder alles in einem: Das ist der rote BMW Z1, den der Künstler A.R. Penck 1991 mit schwarzen Bildern und Symbolen gestaltet. Penck ist der erste deutsche Künstler, der in der BMW Art Car Collection vertreten ist. Sein Art Car ist das elfte Exponat der Sammlung.
Eine Fläche, eine Oberfläche rufe ihn "Paint me, paint me". So sei es ihm auch mit dem Rennfahrzeug ergangen, resümiert Sandro Chia, nachdem er das BMW Art Car signiert, mit dem 9.10.1992 datiert und als Kunstwerk für vollendet erklärt hat.
„BMW gab mir ein Modell des Autos, und ich habe es angesehen und nochmals angesehen - und dann, zugegeben, habe ich mir auch die anderen Art Cars angeschaut. Schließlich dachte ich mir, es wäre vielleicht gut, das Auto so zu zeigen, als ob man hineinsehen könnte.“
1999 hat BMW eine der kritischsten Künstlerinnen der Gegenwart um die Gestaltung eines Art Cars und damit um einen Beitrag im Dialog zwischen der Welt der Kunst und der Welt der Technik gebeten.