Wenn es darum ginge, Automobilfirmen nach dem Wohlklang ihres Namens zu bewerten, dann stünde Alfa Romeo sicherlich ganz oben an der Spitze der Tabelle. Dass es beim Image der Automobile aus dem Mailand nahe gelegenen Portello nicht immer so spitzenmäßig bestellt ist, hängt mit vielen Qualitätsmängeln - vor allem in den 60er und 70er Jahren - der Alfa Romeos zusammen. Vor allem der zu der Zeit schlechte Rostschutz der Alfas sorgte dafür, dass sich das Vertrauen in einen Alfa Romeo auf eher begrenztem Niveau hielt.
1906 entstand die Automarke Alfa durch Gründung eines Automobilwerkes des Alexandre Darracq. Zuerst mit Lizenzbauten erfolgreich, wurde 1910 von einem Konsortium lombardischer Geschäftsleute die Anonima Lombarda Fabbrica Automobili, kurz ALFA gegründet. Durch die Vorboten des ersten Weltkrieges erwischte ALFA allerdings einen wirtschaftlich sehr schlechten Start, so dass die junge Aktiengesellschaft bereits 1915 Konkurs anmelden musste. Hier hätte die Geschichte des Alfas schon enden können, hätte nicht der aus Neapel stammende Nicola Romeo den Betrieb übernommen und dort Rüstungsaufträge abgewickelt. Zugleich steuerte der neue Herr im Haus seinen Nachnamen zum Firmennamen bei, Alfa Romeo war geboren. Ab 1919 wurde die Produktion ziviler Fahrzeuge wieder aufgenommen.
Vor allem im Rennsport feierte die Marke beachtliche Erfolge. Doch die Welt meinte es nicht gut mit dem Unternehmen. Im Zuge des Börsencrashes 1929 drohte Alfa Romeo erneut das Aus. Die Eingliederung in einen Staatskonzern rettete Alfa Romeo über die 30er Jahre. In dieser Zeit entstanden Straßenfahrzeuge und Rennwagen auf hohem technischen Niveau, bis der zweite Weltkrieg den zivilen Automobilbau mehr oder weniger beendete.
1943 erneut ein Tiefschlag für die Unternehmensentwicklung. Das Werk in Portello wird nahezu vollständig zerbombt. Doch die inzwischen mehr als 5000 Beschäftigten bauen das Werk wieder auf und beginnen nach dem 2. Weltkrieg mit einem modifizierten Vorkriegsmodell, dem 6 C 2500 von 1939, die zivile Autoproduktion. Pläne für einen neuen Typ namens Gazella liegen Anfang der 40er Jahre schon parat. Erst mit dem 1900 erreicht Alfa Romeo 1950 wieder beachtliche Produktionszahlen. Das liegt vor allem an der Umstellung auf Fließbandfertigung, die beim 1900er erstmals eingesetzt wird. 1955 wird unterhalb des 1900ers die Giuletta platziert. Mit diesem Wagen sollte die breite Masse angesprochen werden. Neben der Limousine wird der Wagen auch als Coupe und als Spider angeboten. Mit diesem Alfa "für den kleinen Mann" löst sich Alfa Romeo vom Image, nur für eine begrenzte, reiche Klientel Autos bauen zu können.
Das neue Werk in Arese nahe Mailands und damit verbunden die Vorstellung der Giulia, die dort von 1962 bis 1978 gebaut wird, verschafft Alfa Romeo den Durchbruch. Dieser Erfolg lässt auch Platz für die Entwicklung von atemberaubenden Automobilen, nicht zuletzt der Spider mit seinem zeitlos schönen Design, das erst viele Jahre später die Sicherheitsvorschriften des für dieses Auto wichtigen Amerikamarktes optisch zerstören werden.
Doch die 60er Jahre bringen den Alfa Romeos auch ein Image, das dem Unternehmenserfolg vor allem jenseits des eigenen Landes bremst. Die Alfa Romeo gelten als Rostlauben und als technisch unzuverlässig. Das setzt sich in den 70er Jahren mit den Alfasud Modellen fort. Erst Anfang der 90er Jahre ist der gute Ruf Alfa Romeos wieder hergestellt. Der 156er Alfa ist nicht nur ein optischer Leckerbissen, sondern hält auch in Punkto Verarbeitungsqualität den Ansprüchen des Marktes stand. Seit den 90er Jahren hat sich Alfa Romeo als Premiumhersteller etabliert. Nach wie vor begleitet jeden Alfa Romeo der Ruf von Sportlichkeit und Extravaganz, der die Zielgruppe der Autokäufer vor allem dort findet, wo Individualität und Design den Ausschlag für die Kaufentscheidung geben.
Foto: © Fiat Chrysler Automobiles