Bentley Motors Ltd. wurde 1919 von Walter Owen Bentley im Londoner Stadtteil Cricklewood gegründet. Der damals erst 31-Jährige hatte bereits umfangreiche Erfahrungen mit Maschinen und Motoren aller Art gesammelt. Aus einer wohlhabenden Londoner Familie stammend, verschrieb er sich in seiner Jugend dem Motorrad, machte eine Ausbildung in einem Lokomotivenwerk und gründete mit seinem Bruder einen Handel für französische Automobile.
Seinen Traum, den ersten echten Sportwagen des Empires zu bauen erfüllte er mit seinen ersten Bentley. Zusammen mit F.T. Burgess und Harry Varley fertigte er den Bentley 3L und stellte ihn 1919 auf der Londoner Automobilausstellung vor. Bentleys Ziel war klar: Geschwindigkeit. So gelang es ihm gleich mit dem ersten Wagen, die für die damalige Zeit magische Geschwindigkeit von 160 km/h zu erreichen.
Während der 20er Jahre haben die Fahrzeuge aus dem Hause Bentley einige Rennen gewonnen (z.B. 24-Stunden-Rennen von Le Mans) und wurden dadurch auch sehr bekannt.
Neben Sport- und Rennwagen setzte das Unternehmen aber auch auf elegante Fahrzeuge, die mit Modellen der Konkurrenz (Daimler, Rolls-Royce) durchaus mithalten konnten.
Doch das Verlangen nach immer größeren und schnelleren Prestige-Autos wurde Bentley zum Verhängnis, da diese auch immer teurer wurden. Bereits Anfang 1930 zeigte sich, dass die Produkte von Bentley – straßentaugliche Rennmobile nicht mehr gefragt waren. Der Markt brach buchstäblich zusammen. Nichtsdestotrotz stellte Bentley 1930 eine Luxusversion mit einem 8 Liter Motor vor. Walter Owen Bentley sagt über den 8-Liter: Ich wollte schon immer ein Fahrzeug bauen, das auch bei 160 km/h noch flüsterleise ist, und jetzt habe ich es wohl geschafft“. Obwohl dieser Wagen wahrscheinlich der finanziell erfolgreichste Bentley war, der in Cricklewood hergestellt wurde, läutete er gleichzeitig das Ende einer Epoche ein. Angesichts der weltweiten Rezession zogen sich die Investorengruppe von Bentley Motors Ltd. zurück, wodurch das Unternehmen 1931 Konkurs anmelden musste.
Wie zum Beweis des Spruchs „schlimmer geht´s immer“ fiel die Marke Bentley nun auch noch in die Hände des direkten Konkurrenten Rolls Royce, die verhindern wollten, das Bentley sonst von dem Flugmotorenhersteller Napier & Son übernommen worden und ein ernstzunehmender Wettbewerber geblieben wäre.
Somit wurde die Fertigung nach Derby verlegt, wo zwei neue auf Rolls Royce-Technik basierende Modelle entstanden. Der Bentley 3 1/2l und der Bentley 4 1/4l setzten nun also die Geschichte der eleganten Sportwagen fort, allerdings ohne ihren Ziehvater. Walter Owen Bentley arbeitete nur bis 1935 bei Rolls-Royce, er brachte es nicht über´s Herz, für seinen ehemaligen Erzfeind zu arbeiten und entschied sich stattdessen, für Lagonda Autos zu konstruieren und somit seiner eigenen Marke Konkurrenz zu machen.
Kurz vor dem 2. Weltkrieg begann man darauf in der Bentley-Schmiede mit der Entwicklung des Mark V, der jedoch nie in Serie ging und von dem es nur 19 Prototypen gibt.
Nach dem Krieg zogen Rolls Royce und Bentley nach Crewe um, wo zuerst die in vielen Bereichen baugleichen Modelle Rolls-Royce Silver Wraith und Bentley Mark VI entstanden. Der Coupé-Ableger des normalen Serienfahrzeugs, die Continental-Variante, die ihren Namen den höheren auf den kontinentaleuropäische Autobahnen erlaubten Geschwindigkeiten verdankt, machte als schnellster viersitziger Sportwagen seinem Namen alle Ehre. Von diesem Modell wurden allerdings nur 208 Exemplare verkauft, so dass er zum echten Sammlerstück wurde. Ab 1955 löste der S-Type den R-Type ab, der ab 1959 als S2 genannte Weiterentwicklung mit V8-Motor und ab 1962 als S3 mit Doppelscheinwerfern verkauft wurde.
Die Ähnlichkeiten der Schwestermodelle von Rolls Royce und Bentley nahmen weiter zu, worunter die Verkaufszahlen der Bentley-Varianten litten. Bentley verlor trotz technischer und optischer Neuerungen an Marktanteilen. Lediglich 7% der Nobelwagen wurden noch als Bentley verkauft und als Walter Owen Bentley 1971 starb, hätte er seine alte Marke fast mit ins Grab nehmen können.
Als Rolls-Royce in den 70er Jahre selbst immer wieder in Schwierigkeiten geriet, wurde das Unternehmen schließlich 1980 von Vickers plc (britischer Maschinenbau- und Rüstungskonzern) aufgekauft.
In den Jahren darauf erholte sich die Marke Bentley auch wieder. Die Konstrukteure der Traditionsmarke besannen sich auf den sportlichen Charakter der Ur-Bentleys zurück und brachten 1982 mit dem Bentley Mulsanne Turbo und 1985 mit dem Bentley Turbo R zwei Modelle auf den Markt, die wieder das Interesse jüngerer Käufer weckten. Die Wende war geschafft und 1990 übertraf Bentley wieder die Verkaufszahlen von Rolls Royce.
Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen Rolls-Royce vom Mutterkonzern Vickers nach einem Bietergefecht zwischen BMW und Volkswagen an die Volkswagen AG verkauft. Hierbei hatte VW jedoch übersehen, dass die Namensrechte an Rolls Royce, dem eigenständigen Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce plc. gehörten, der diese an BMW verkaufte. Somit gehörte zwar Bentley und das Werk in Crewe zu VW, nicht aber Rolls Royce. Es kam zu einem Deal zwischen VW und BMW, der besagte, dass VW im Stammwerk in Crewe bis Ende 2002 unter der Lizenz von BMW und mit Motoren von BMW weiter Rolls-Royce-Modelle bauen durfte und BMW für die Rolls-Royce-Pkw mit dem Werk Goodwood eine völlig neue Fertigung aufbauen werde.
Für die Marke Bentley selbst bedeutete dies, dass man nun nicht mehr von Rolls-Royce abhängig war und auch wieder im Motorsport aktiv werden konnte. Bereits 2003 knüpfte Bentley im 24-Stunden-Rennen von Le Mans an die Erfolge aus den 30er Jahren an. Über diesen Sieg hätte sich auch bestimmt der Namensgeber W. O. Bentley erfreut.
Bilder © Bentley Motors