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Der VW Bulli: Wie alles begann...
Die Geschichte des inzwischen legendären VW Bulli nahm kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges ihren Lauf. Im Jahre 1947 wurde der niederländische VW-Importeur Ben Pon auf werksinterne Pritschenwagen aufmerksam, die teils auch aus umgebauten VW Käfer-Versuchsmodellen bestanden. Davon ausgehend kam Pon auf die Idee, eine kommerzielle Variante dieser Transportfahrzeuge zu konstruieren - und fertigte im April 1947 erste Skizzen eines geschlossenen Transporters auf Basis des VW Käfer, mit ebenfalls hinten liegendem Motor.
Nachdem das Thema Kastenwagen dann, mangels ausreichender Produktionskapazitäten, eine Zeit lang auf Eis lag, kam 1948 frischer Wind in das Projekt. Zu Jahresbeginn wurde Heinrich Nordhoff Generaldirektor des Volkswagenwerkes und gab im Herbst desselben Jahres die Entwicklung eines ersten Prototypen in Auftrag, der sich an Pons Skizzen orientieren sollte. Nach einigen Tests im Windkanal, infolge derer nochmal ein paar Veränderungen vorgenommen wurden, entschied man sich schließlich für die rundliche Front, für die der T1 heute bekannt ist.
Im März 1949 war es dann soweit: der erste Prototyp des Bulli war betriebsbereit und konnte zu ersten Fahr- und Belastungstests herangezogen werden. Dabei stellte sich bald heraus, dass das Chassis des Käfer, auf dem der Prototyp aufgebaut war, nicht für die höheren Belastungen geeignet war. Da aber die Produktion zwingend Ende 1949 beginnen sollte, wurde eilig eine neue Bodengruppe konstruiert, die anstatt eines einzigen Zentralrohres nun über zwei Längsträger verfügte - und damit über mehr Stabilität. Für den Personentransport wurde - zusätzlich zu dem knapp 4,6 Kubikmeter fassenden Transporter - die heute sehr bekannte Variante des T1 mit mehreren Fenstern konstruiert. Die Vorstellung der beiden neuen Modelle erfolgte schließlich im November 1949.
Der VW T1 geht in Serie
Nach der Vorstellung vergingen noch etwa vier Monate, bis der Bulli im VW-Werk in Wolfsburg endlich seinen Serienstart feiern durfte. Standardmäßig wurde der T1 mit einer geteilten Frontscheibe aus Flachglas gebaut, unter der das charakteristische VW-Logo zu sehen war. Auch die Seitenscheiben bestanden aus Flachglas, die Fenster des Fahrers und Beifahrers konnten ausgestellt werden - um frische Luft hereinzulassen. Die ersten Modelle - erhältlich ausschließlich grundiert oder in "Taubenblau" - verfügten über keine Heckklappe, kein Heckfenster und konnten, etwas umständlich, nur durch Öffnen der gesamten Motorraumklappe betankt werden.
1952 spendierten die Wolfsburger ihrem neuesten Modell schließlich eine Heckscheibe - und eine größere Farbpalette: Der Bulli konnte nun auch in Grau, Braun und Beige bestellt werden, auf Wunsch auch in zweifarbiger Lackierung.
Für den nötigen Vortrieb sorgte im T1 zunächst der aus dem VW Käfer bekannte, 1,13 Liter große Boxermotor mit 25 PS. In dieser Ausführung kostete der Bulli 5.850 DM, das entspräche heute gut 16.000 Euro. Im Laufe der Zeit bis zum letzten Modelljahr des T1 - 1967 - spendierte VW diesem weitere Motorisierungen mit bis zu 44 PS, größere Fenster und die Option, für den Laderaum eine praktische Schiebetür zu bestellen.
Ein Spitzname mit ungeklärter Herkunft
Wie das Fahrzeug zu seinem berühmten und für einen Transporter beinahe knuffig klingenden Spitznamen "Bulli" kam, ist übrigens tatsächlich nicht genau geklärt. Manche Geschichten besagen, dass es sich dabei um eine Zusammensetzung der Wörter "Bus" und "Lieferwagen" - den beiden Bauvarianten - handelt. Eine andere Variante hingegen besagt, dass VW-Mitarbeiter bereits während der Entwicklung gern das Adjektiv "bullig" für den T1 verwendet haben sollen. In jedem Fall ist der Begriff "Bulli" im Deutschen aber inzwischen untrennbar mit dem VW-Bus verbunden. Was viele nicht wissen ist, dass VW diese Bezeichnung erst seit 2007 offiziell verwenden darf - zuvor hielt nämlich die Kässbohrer Geländefahrzeug AG die Rechte an dieser Bezeichnung. Anlässlich des 60. Jubiläums der T-Reihe wurden die Namensrechte an VW verkauft, sodass die Wolfsburger den beliebten Spitznamen nun endlich auch offiziell benutzen dürfen.
Stückzahlen, Varianten und Sondermodelle
Von Anfang an war der T1 einer großen Beliebtheit. Gute vier Jahre nach Produktionsbeginn verließ Nummer 100.000 das Werk in Wolfsburg.
Das millionste Exemplar wurde 1962 in Hannover gefertigt, insgesamt verkaufte sich die erste Generation des VW Bulli stolze 1,8 Millionen Mal.
Samba
Bereits anderthalb Jahre nach seinem Serienstart erhielt der T1 sein erstes Sondermodell. Es hörte auf den Namen "Samba" und zeichnete sich durch seine acht bis zwölf Sitzplätze aus, über denen acht Dachfenster angebracht waren. Insgesamt besaß das Sondermodell beeindruckende 23 Fenster. Für ein gewisses Freiheitsgefühl sorgte ein Faltschiebedach über dem Sitzbereich, die nötige Unterhaltung besorgte ein Röhrenradio. Weitere Alleinstellungsmerkmale des 8.475 DM (heute inflationsbereinigt etwa 22.000 Euro) teuren Samba waren eine zwei- oder sogar dreifarbige Lackierung, sein glänzend poliertes VW-Logo und schillernde Radkappen aus Chrom, die zum "Gewissen Etwas" des Gesamtlooks beitrugen.
Pritschenwagen
Was so mancher beim Gedanken an den T1 vielleicht nicht vermutet ist, dass dieser nicht nur als klassischer Kleinbus (auch "Kombi" genannt) und Kastenwagen erhältlich war. In den Jahren nach Produktionsstart fügte Volkswagen der Modellpalette nämlich noch eine dritte, nicht minder erfolgreiche Variante hinzu: den "Pritschenwagen". Im Gegensatz zu den anderen beiden Versionen verfügt der Pritschenwagen hinten über eine offene Ladefläche. Ihn konnte man wahlweise als Zweitürer oder, dann mit bis zu 6 Sitzplätzen als Doppelkabine bestellen, die von den Käufern liebevoll "Doka" getauft wurde.
Westfalia
Wen beim Anblick des Bulli die Reiselust gepackt hat, der konnte bei Westfalia eine Campingbox erwerben. Diese brachte dem Bulli und seinen reiselustigen Passagieren einen Gaskocher, Klapptisch und Platz für zwei Gasflaschen; außerdem einen kleinen Schrank und Regale, die nach dem Abstellen an den Doppeltüren angebracht werden konnten.
Für Campingfreunde, die ihrem Hobby regelmäßiger nachgingen, bot Westfalia ab 1961 sogar einen richtigen Umbau an, mit dem der T1 in einen Campingbus verwandelt wurde, in dem sogar Schlafen kein Problem war. Das von heutigen Camping-Modellen bekannte Klappdach, das ein aufrechtes Stehen ermöglicht, gab es als Zusatzausstattung sogar damals schon.
Kulturelle Bedeutung & Wertschätzung bis heute
Mit seiner Einführung und insbesondere der Westfalia-Variante kam der T1 genau in dem Zeitraum auf den Markt, in dem sich der Massentourismus, der kriegsbedingt lange unterbrochen wurde, wieder auf dem Vormarsch befand. Der in diesem Zusammenhang 1960 folgende Campingbus gilt sogar als Mitbegründer der Reisemobile - einer ganz neuen Fahrzeugklasse.
Maßgeblich zur kulturellen Bedeutung des T1 beigetragen hat jedoch auch seine Rolle in der Hippie-Szene. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden tausende Bullies bunt bemalt, verziert, innen dekoriert und teilweise auch bewohnbar gemacht. Dadurch, dass der beliebte Kleinbus von vielen Hippies als Reisemobil genutzt wurde (in den USA reisten beispielsweise viele mit einem bemalten T1 an die Westküste), entwickelte sich dieser zum Symbol der Hippie-Bewegung. Bei VW sah man diese Entwicklung mit Sorge, da man negative Effekte auf das Image - und damit sinkende Verkaufszahlen - befürchtete.
Diese Sorge erwies sich allerdings als unbegründet. Der T1 war ein Erfolgsmodell und ist es in gewisser Weise bis heute: Als Oldtimer erfreut sich der erste Bulli einer großen Wertschätzung und Beliebtheit - und wird auch vergleichsweise teuer gehandelt.
Medien zum VW T1 Transporter, Kombi & andere Modelle: