Chevrolet Corvette C4
Im Jahr 1984 kam nach 16 Jahren endlich wieder mal eine neue Corvette, die "C4" auf den Markt. Zwar wurde das Modell bereits im Frühjahr 1983 vorgestellt, zu den Händlern kam die neue Corvette jedoch erst mit dem Modelljahr 1984.
GM arbeitete an dem Auto schon seit Mitte 1978 und war bis zum dem Zeitpunkt, die wahrscheinlich effizienteste welche je bei GM gesehen wurde. Die zwei verschiedenen Abteilung, die für Design und Technik zuständig waren, hatten erkannt, dass es wichtig war ein neues Modell mit hoher Qualität herauszubringen. Zum einem da eine hohe Qualität von den Kunden erwartet wurde, aber auch weil die neue Corvette teurer sein würde als das Vorgängermodell die C3. Ein weiterer Grund war natürlich auch die Konkurrenz die aus Europa kam mit Autos wie der Ferrari 308 oder der Porsche 928. Selbst aus Japan kamen mittlerweile Konkurrenzfähige Fahrzeuge, z.B. der Mazda RX-7 oder Datsun Z Fairlady.
Der große Moment kam schließlich, de vierte Auflage der Corvette war da. Ein Auto welches dank Chef-Designer Jerry Palmer endlich für keinen Aufruhr mehr sorgte. Die einfache und klare Linienführung brachte auch im Windkanal Vorteile. Bei einem cw-Wert von 0,34 konnten nämlich kaum andere Fahrzeuge mithalten. Dazu beigetragen hatte natürlich auch die Windschutzscheibe, welche in einem Winkel von 64 Grad zum Auto steht. Das Design stimmte. Sowohl Palmer als auch Chef-Ingenieur David R. McLellan wussten jedoch, dass das für einen neuen Erfolg nicht reichen würde. Die europäischen und japanischen Mitstreiter waren zu gut. Deswegen setzten sie Voraussetzungen für die neue Corvette. Sie musste sich mit erhöhter Aerodynamik durch die Luft durchschneiden, sie musste mehr Innenraum für die Passagiere bieten und sie musste eine noch bessere Lenkung als der Vorgänger haben. Somit musste die alte Corvette von Grund auf neu überarbeitet werden.
Um die Lenkung und somit die Handhabung des Autos zu verbessern, wurde der Motor weiter in die Fahrzeugmitte, Richtung Spritzwand verschoben. Gleichzeitig erhielt man dadurch auch eine bessere Gewichtsverteilung. Durch die Verbreiterung des Kardantunnels wurde die Karosserie wurde steifer und somit auch stabiler. Eine weitere Innovation welche die Entwickler der C4 brachten, waren mehrere Teile welche aus Aluminium hergestellt waren um Gewicht zu sparen. Dazu zählten Fahrwerkskomponenten des oberen und unteren Querlenkers vorne, die Halterung der Lichtmaschine, Teile der Servolenkung und des Klimaanlagen-Kompressors und einige Rippen des Kühlers. Ebenfalls wurde die Antriebswelle aus geschmiedetem Leichtmetall hergestellt. Weitere Gewichtsreduzierungen wurden erreicht indem man den Ausgleichsbehälter aus Kunststoff herstellte, ab 1985 wurde auch das Gehäuse des Bremskraftverstärkers aus Kunststoff gefertigt und ab 1986 waren die Zylinderköpfe aus Aluminium. Als Motor kamen in dieser Serie nur V8-Aggregate mit einem Hubraum von 5,7 Liter auf den Markt. Die maximale Leistung die man zu dieser Zeit ordern konnte war ein Aggregat mit 405 PS.
1985 bekam das L98 Triebwerk eine moderne Kraftstoffeinspritzung von Bosch sowie eine Luftmassenmessung. Dieses führte zwar nur zu einer kleinen Leistungssteigerung von 205 auf 230 PS, jedoch senkte sich der Verbrauch um satte 11 Prozent. Im selben Jahr bekam die Corvette neue Bordanzeigen, manche Kritiker meinten es seien zu viele Informationen abgebildet, aber immerhin gab es eine Anzeige welche dem Fahrer Informationen über die aktuelle oder die mittlere Geschwindigkeit, den Öldruck oder die Öltemperatur angeben konnte.
Im Gegensatz zur C3 wurde die C4 von Anfang an gelobt. Die US-Zeitschrift „Car and Driver“ testete die C4 und erreichte mit der Corvette Z51 welche mit manueller Schaltung bestückt war, eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Die Beschleunigung von 0-100 wurde in 6 Sekunden geschafft. Trotzdem vermerkte das Jahr 1985, das kleinste Verkaufsvolumen seit 10 Jahren. Es wurden nur knapp 39,729 Autos verkauft. Dieses hat am wahrscheinlichsten mit den erhöhten Preisen zu tun. Der Preis einer Corvette C4 begann nämlich bei 24,403 USD, wobei das damalige durchschnittliche Jahreseinkommen in den USA bei 22,100 USD lag.
1986 wurde die Corvette C4 mit ABS und ein so genanntes VATS (Vehicle Anti-Theft System) ausgestattet. VATS war eine einfache und sehr effiziente Wegfahrsperre. Das Prinzip war eigentlich ganz einfach, der Autoschlüssel wurde mit einem spezifischen Widerstand versehen, welcher den Motor anspringen ließ. Wenn man nicht den richtigen Schlüssel benutzte oder versuchte auf andere Methoden den Motor zu starten, dann blockierte die Benzinpumpe und das Starter-Relais für rund zwei Minuten. Dies VATS bewies sich als sehr effizient, in den Jahren 1987 und 1988 wurden so die Zahlen der Diebstähle auf nahezu 0 reduziert. Dies führte dazu dass die Kfz-Versicherungen für ein Corvette C4 rund 25 Prozent billiger wurde.
Im Jahr 1987 wurde die Corvette wieder etwas teurer, so kostete das C4 Coupe nun 27,999 USD und für die Cabriovariante durften Kunden jetzt 33,172 USD hinblättern. Kritiker meinten das dieser Sportwagen langsam zu teurer für seinen eigentlichen Wert geworden sei, allerdings war die Corvette noch immer preiswerter als ein vergleichsweise europäisches Fahrzeug in dieser Klasse. Im gleichem Jahr war auch ein stärkerer Motor für diejenigen welche mehr Leistung wollten zu ordern. Ein neuer Callaway-Motor mit doppeltem Turbo konnte für einen Zuschlag von 19,995 USD bestellt werden. Der Motor entfaltete eine Leistung von 345 PS und hatte einen Drehmoment von 630 Nm, mit diesem Aggregat erreicht die C4 eine Höchstgeschwindigkeit von 286 km/h. Von diesem Modell wurden genau 184 Einheiten verkauft. 1987 wurden insgesamt 30,632 Einheiten verkauft.
Ein Jahr darauf, 1988 feiert die Corvette ihren 35. Geburtstag. Diesem Anlass zugunsten, wurden erneut kleine Änderungen gemacht. Eine neue Nockenwelle und frei atmende Zylinder fügten dem L98 Klein Block Motor noch 5 PS hinzu. Somit hatte die Corvette jetzt 245 PS bei gleichem Drehmoment. Zusätzlich konnte ab 1988 mit den Optionen Z51 und Z52 17-Zoll Räder geordert werden, die Reifen kamen von Goodyear, welche die Innschrift „Z“ als Geschwindigkeitsangabe hatte, die Bezeichnung bedeute nichts anderes als das die Reifen für eine anhaltende Geschwindigkeit von 240 km/h ausgelegt waren. Mit diesem Setup konnte eine Querbeschleunigung von 1,01 g realisiert werden, was bis dato einzigartig bei Serienfahrzeuge war. So ausgestattet konnte sich die Corvette C4 mit manch europäischer Konkurrenz messen und vielfach dank besserem Preis-Leistungsverhältnis durchsetzen.
Die Summe aller produzierten Corvettes erreichten 1988 schon fast die 900.000 Stück Marke. Zum Anlass des Jubiläums, wurde eine Spezial-Edition herausgegeben. Für einen Aufpreis von 4,795 USD, konnte man das Z01 Packet bestellen. Die Sonderedition war tiefer gelegt, Türgriffe und Außenspiegel wurden in Wagenfarbe lackiert, des weiteren gab es 17-Zoll Räder, ein schwarz-transparentes Acryl Dachrehling, eine automatische Klimaanlage, beheizbare Außenspiegel und ein GM-Delco/Bose Audio- System. Die Sonder-Edition war Limitiert auf genau 2050 Stück, die auch restlos ausverkauft wurde. Allerdings waren in diesem Jahr die Verkaufszahlen auf ein absolutes Tief gefallen, so konnten nur 23.000 Einheiten verkauft werden, das war das schlechteste Jahr seit 1972.
1989 gab es keine großen Änderungen. Bei der Cabrioletvariante konnte man ein Hardtop bestellen. Des weiteren konnte man (optional) eine automatische Reifenkontrolle ordern. Wenn der Luftdruck um 1 psi, also 0.07 atm in einem der Räder sank, dann ging ein Licht im Bordcomputer an, welches dieses signalisierte. 1989 gingen die Absatzzahlen allmählich wieder bergauf, so konnten in diesem Jahr 26.412 (inkl. 10.000 Cabriolets) Fahrzeuge verkauft werden.
Ab dem Jahr 1990 gab es die Corvette C4 mit einem neu entwickelten ABS-System und einen Fahrer-Seitenairbag standardmäßig und ohne Aufpreis. Weitere kleine Änderungen wurde auch in diesem Jahr gemacht, unter anderem ein neuer Kühlergrill, ein neuer Bordcomputer, welcher berechnen konnte wann der nächste Ölwechsel ansteht und einen Compact Disk Player der Optional zum Delco-Bose Audio System erhältlich war.
Das Jahr 1990 war außerdem noch die Geburtsstunde einer neuen besonderst Leistungsstarken Corvette, der ZR-1. Mit einem 32-Ventil 375 PS V8 Motor, LT5 genannt, konnte dieser Wagen selbst mit den besten Importen mithalten. Von diesem Modell wurden in diesem Jahr 3,049 Modelle verkauft und das trotz des hohen Preises. Die ZR-1 Option kostete nämlich 27,016 USD. Wer sich aber so ein Modell anschaffte, konnte bis dato sicher sein, die Verkörperung des amerikanischen Superautos gekauft zu haben. 1990 bewies sich das Auto auch auf der Rennstrecke, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 282 km/h verbuchte die ZR-1 den Weltrekord beim FIA-24-Stunden Rennen.
Im Jahr 1992 lief die 1.000.000-ste Corvette vom Band, hierbei handelte es sich um ein weißes Cabriolet. In diesem Jahr wurde auch ein neuer Motor eingeführt, welcher für Aufruhr sorgte. Unter dem Namen LT-1, bekam man einen Klein Block Motor mit 300 PS. Der 5,7 Liter V8 machte sogar der ZR-1 Konkurrenz. Die Corvette C4 ZR-1, auch „King of the Hill“ genannt, wurde zwar nicht entkrönt, aber ein einfacher Vergleich zeigt, das man mit deutlich weniger Geld ein ähnlich starkes Fahrzeug ordern konnte. Die LT-1-Variante erreichte nämlich 100 km/h in 5,1 Sekunden, wobei die ZR-1 es in 4,7 schaffte. Beim Vergleich der Geschwindigkeit allerdings erreichte die ZR-1 Variante eine Höchstgeschwindigkeit von 288 km/h, wohin dagegen die LT-1 Variante 29 km/h langsamer fuhr, also 259 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht. Durch die Konkurrenz aus dem eigenen Hause
wurden in diesem Jahr bedeutend weniger von der Zr-1 Variante verkauft. Im Jahr 1990 wurden vergleichsweise 3.049 (ZR-1) Modelle verkauft, im Jahre 1991 waren es immerhin noch 2.044 Fahrzeuge und mit der Einführung der LT-1 Variante 1992 waren es nur noch 502 Stück.
1994 hat man der Corvette C4 neue Reifen verpasst, die so genannten „run-flat“ Reifen. Es handelte sich hierbei um Niederquerschnittsreifen, mit welchen man noch bis zu 80km ohne Luft fahren konnte. Neuheiten waren auch der Beifahrerairbag welcher als Standard eingeführt wurde und elektrische Fensterheber für die Fahrerseite. Des weiteren führte man eine neue Klimaanlage ein, welche nicht mehr mit dem umweltschädlichen Freon arbeitete.
Im gleichem Jahr eröffnete man auch noch das Corvette Museum in Bowling Green, Kentucky. Bei der Eröffnung waren rund 4.000 Corvettes aus allen US-Staaten anwesend. In ersten 3 Eröffnungstagen kamen rund 118.000 Gäste und allein der Souvenirladen machte einen Verkauf von über 1.000.000 USD.
1995 war das Jahr der Kundgebung, hier gab man schon den Starttermin der neuen "Corvette C5" bekannt. Große Änderungen an der Corvette C4 gab es nicht mehr, der LT-1 Motor wurde zwar nochmals überarbeitet, allerdings änderte sich nichts mehr an der Leistung. Die Preise der C4 stiegen noch ein wenig und die Verkaufszahlen sanken, blieben aber über 20,000 Einheiten.
Sondermodelle
1996, mit einem Jahr vor der Einführung des neuen Modells, kamen zwei Spezial Modelle. Das erste, ein Sammler Modell enthielt wurde in Sebring Silber Lackierung, 5 Speichen Aluminium Räder und einen besonderen Schnitt herausgebracht. Insgesamt bestellte man 5,412 Autos von dieser Serie. Anziehender war aber das begrenzte „Grand Sport“ Modell. Zu einem Preis pro Packet von 3,250 USD für das Coupe und 2,880 USD fürs Cabriolet bekam man eine Admiral Blau Lackierung mit einem großen weißen Streifen, der sich mittig über das ganze Fahrzeug zog um an die 1960er Renn-Variante zu erinnern. Das Coupe bekam ZR-1 Felgen und Reifen. Von diesem Modell wurden nur 1,000 Einheiten hergestellt. Das besondere daran war der Motor, welcher einen Vorgeschmack auf die neue Corvette C5 bot. Für 1,450 USD bekam man bei dem Grand Sport Modell eine Manuelle Schaltung und einen überarbeiteten 5,7 Klein Block V8 Motor mit der Bezeichnung LT4. Der LT-4 hatte eine Leistung von 330 PS, also 30 mehr als der LT1. Die Modelle mit einem LT4 Motor bekamen auch einen neuen Drehzahlmesser, welche die rote Linie bei 6,300 UPM hatte und bis 8,000 UPM reichte. Der standardmäßige Drehzahlmesser für den LT1 Motor ging Vergleichsweise nur bis 6,000 Umdrehuingen in der Minute.
Im Jahr 1996 wurden 21,536 Autos verkauft und die Corvette C4 konnte zufrieden das 43. Jahr in der Corvettegeschichte beenden. Insgesamt wurden von der Corvette C4 358.180 Fahrzeuge produziert (darunter 74.651 Cabrios).
Technische Daten der Corvette C4
Bauzeit: 1983 -1996
Motor: V8-Aggregat aus Aluminium
Hubraum: 5.666 ccm
Leistung: C4: 151 kW - 243 kW (205 - 330 PS)
C4 ZR1: 375-405 PS
Getriebe: wählbar - 4-Gang, 6-Gang oder 4-Gang-Automatik
Vmax.: C4: 225 km/h (C4 ZR-1: 290 km/h)
Maße (L,B,H): 4.480, 1.800, 1.190 mm
Leergewicht: 1.530 kg
Der Neupreis der Corvette C4 begann bei der Markteinführung 1984 bei 24.403 USD!
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Fotos: © GM Company
Video von Chevrolet Corvette C4 ZR-1
