1951: 24 Stunden von Le Mans Auguste Veuillet und Edmond Mouche erreichten auf Anhieb den Sieg in der Klasse bis 1100 cm3. Dies war zugleich der erste Sieg eines deutschen Sportwagens in einem internationalen Rennen nach dem Krieg. 356: Luftgekühlter 4-Zyl.-Boxermotor, 1086 cm3, 46 PS, 640 kg
Natürlich ist die Zahl beeindruckend: Über 30.000 Rennsiege hat Porsche seit Bestehen gefeiert. Darunter: Acht Weltmeisterschaften im Langstreckensport, mehrere Weltmeisterschaftstitel in der Formel 1 (als Motorenlieferant) sowie 17 Le Mans-Gesamtsiege sind ein eindrucksvoller Beleg der Motorsport-Kompetenz. Und doch ist die Jagd nach Pokalen in nahezu jeder Kategorie des Automobil-Rennsports für Porsche nicht das Maß aller Dinge. Die technischen Erkenntnisse aus dem Motorsport-Engagement waren und sind für Porsche genauso wichtig wie Platz eins, zwei oder drei. Denn durch den Rennsport gewinnt Porsche Entwicklungs-Know-how für den Serienfahrzeugbau. Sportwagen für noch bessere Sportwagen, ist die Philosophie.
Bei Ferry Porsche spiegelt sich das sogar in seiner Lebensanschauung wieder. “Das Leben selbst ist ein Wettrennen, das durch den Start und ein Finish gekennzeichnet ist. Ob unsere Teilnahme einen bestimmten Wert hatte, wird dadurch bestimmt werden, was wir während des Rennens gelernt und wie wir es angewendet haben", hat er einmal gesagt.
Porsche hat den Motorsport von Beginn an dafür genutzt, um gleichermaßen seine Fahrzeuge bekannt zu machen, als auch neue Technologien im harten Renneinsatz zu erproben. Keine drei Wochen nach seiner Einzelzulassung erzielte der Porsche 356 “Nr. 1" am 1. Juli 1948 beim Innsbrucker Stadtrennen einen Klassensieg und hatte somit seine erste Bewährungsprobe erfolgreich bestanden. Weitere Siege der Coupé-Varianten des Porsche 356 ließen nicht lange auf sich warten. International konnte der kleine deutsche Sportwagenproduzent 1951 die Aufmerksamkeit auf sich lenken, als die Franzosen Auguste Veuillet und Edmond Mouche beim 24 Stunden-Rennen von Le Mans mit einem Typ 356 SL die Hubraumklasse bis 1,1 Liter gewannen.
Neben zahlreichen Siegen in den nationalen Sportwagenmeisterschaften wurden bereits früh auch große internationale Erfolge gefeiert. Bei Traditionsrennen wie Le Mans, der Mille Miglia oder der Carrera Panamericana zählten die leichten, wendigen und zuverlässigen Porsche-Rennsportwagen vom Typ 356 und 550 stets zu den sicheren Anwärtern auf einen Klassensieg. Bereits Mitte der fünfziger Jahre hatte das junge Unternehmen Porsche mehr als 400 Rennerfolge errungen. Neben den Werkseinsätzen zählte von Beginn an auch der Kundensport zu den wichtigsten Aufgabengebieten.
Seit den Tagen des 356 werden Porsche-Rennsportwagen von privaten Kundenteams auf der ganzen Welt geschätzt. Porsche ist heute der größte Rennfahrzeughersteller der Welt. Von diesem Erfahrungsschatz profitieren beide Seiten: Porsche entwickelt wettbewerbsfähige Boliden, damit die Kundenteams erfolgreich sind und lernt gleichzeitig für den Serienfahrzeugbau.
Mit dem Start des Porsche Carrera Cup Deutschland hat Porsche 1990 die Idee einer eigenen Rennserie um die Sportwagenlegende 911 verwirklicht und gleichzeitig den Kundensport gestärkt. In dieser Rennserie bietet Porsche ebenso wie in den sieben weiteren weltweiten Porsche Carrera Cups sowie dem Porsche Mobil 1 Supercup absolute Chancengleichheit für alle Teams und Rennfahrer. Auch an den Rennstrecken leistet Porsche technische und organisatorische Unterstützung.
Vom Klassen- zum Gesamtsieger
Die Porsche-Domäne war stets der Motorsport mit Prototypen und Sportwagen, weil in diesen Reglements eine Verbindung zum Serienbau gegeben ist. Unvergessen sind die vielen erfolgreichen Porsche-Rennsportwagen wie die Typen 550, 718, 804, 904, 906, 907, 908, 910, 917, 935, 936, 956/962 und 911 GT1 bis hin zum heutigen RS Spyder, die sowohl mit Werksteams als auch mit
professionellen Privatteams große Siege auf allen wichtigen Rennstrecken der Welt gefeiert haben. In den fünfziger und größtenteils noch in den sechziger Jahren, trat Porsche mit Rennsportwagen von weniger als zwei Litern Hubraum an und war weltweit abonniert auf Klassensiege. Doch schon 1956 errang Umberto Maglioli auf einem Typ 550 A Spyder bei der sizilianischen Targa Florio gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz den ersten Gesamtsieg für Porsche. Beim Großen Preis von Deutschland 1957 gewann Edgar Barth auf dem Nürburgring das Formel-2-Rennen, das zeitgleich mit der Formel 1 gestartet wurde. Dabei war er mit seinem Porsche 550 A Spyder schneller als die Konkurrenz mit ihren Formel-Monoposti.
Boxenstop des Porsche 550 A Spyder während der 40. Targa Florio am 10. Juni 1956
Den ersten von bis heute 18 Gesamtsiegen in Sebring/USA verbuchte Porsche 1960 mit Olivier Gendebien und Hans Herrmann auf einem 718 RS 60 Spyder. Auf einem Porsche 718 RSK gewann Wolfgang Graf Berghe von Trips 1958 die Europa-Bergmeisterschaft. Und 1962 siegte Dan Gurney in der Formel 1 im Porsche-Typ 804 beim Großen Preis von Frankreich in Rouen. Den mittlerweile sechsten Gesamtsieg bei der Targa Florio sicherte 1964 einer der schönsten Porsche-Rennsportwagen, der von Ferdinand Alexander Porsche gestaltete Typ 904 Carrera GTS. Die Liste der Gesamtsiege wurde immer länger: Bei den 24 Stunden von Daytona feierte Porsche 1968 mit dem Typ 907-8 einen glänzenden Dreifachsieg. Hans Herrmann und Jo Siffert gewannen im gleichen Jahr vor Vic Elford und Jochen Neerpasch die 12 Stunden von Sebring, und Gerhard Mitter wurde zum dritten Mal in Folge Berg-Europameister – mit acht Siegen in acht Läufen.
1962 setzte Porsche erstmals einen 8-Zylinder-Motor ein. Mit diesem Aggregat im Porsche 804 konnte Dan Gurney am 8. Juni den Großen Preis von Frankreich in Rouen gewinnen
Von Beginn an musste auch der 911 seine Leistungsfähigkeit im Motorsport unter Beweis stellen: 1965 schickte Porsche einen fast serienmäßigen 911 2.0 bei der Rallye Monte Carlo an den Start. Ein Rennerfolg war gegen die Rallyefahrzeuge der Konkurrenz eigentlich unmöglich, doch die Porsche-Mitarbeiter Peter Falk und Herbert Linge zeigten mit einem Klassensieg und einem überraschenden fünften Platz im Gesamtklassement das Potenzial des 911 auf. Bei vielen weiteren Rallye-Starts konnte der Elfer in den folgenden Jahren seine Zuverlässigkeit demonstrieren. Nahezu alle großen Rennen wurden gewonnen, inklusive der Rallye-Weltmeisterschaft. Bei der Rallye Monte Carlo gelang 1970 der Hattrick, 1984 siegte Porsche bei der Rallye Paris-Dakar mit dem 911 Carrera 4x4, und zwei Jahre darauf trumpfte der 959 auf, der die Plätze eins, zwei und sechs belegte.
Noch mehr als im Rallye-Sport brillierte der Porsche 911 auf der Rundstrecke. Ein Meilenstein war der 911 Carrera RS 2.7, dessen serienmäßige Produktion als Homologationsfahrzeug im Herbst 1972 anlief. Der 911 Carrera RS war Ausgangspunkt für viele Elfer mit Rennsportattributen. 1973 siegte ein Carrera RS in Daytona und Sebring gegen weitaus stärkere GT-Fahrzeuge und Prototypen. Herausragend war auch der Gesamtsieg des 911 Carrera RSR bei der letzten Targa Florio 1973, als er bei diesem Marken-WM-Lauf alle Prototypen hinter sich ließ. 1974 wurde der 911 Carrera RSR Turbo 2.1 in Watkins Glen und in Le Mans auf Anhieb Zweiter hinter reinrassigen Renn-Prototypen. Reglementbedingt hatte der Turbo-Motor nur 2142 Kubikzentimeter Hubraum – die Leistung lag dennoch bei beeindruckenden 500 PS. Dies war der Vorläufer der “Elfer"-Varianten 934 und 935, die unter anderem den Markenweltmeisterschaftstitel nach Zuffenhausen brachten.
1977 bewies der 911 erneut die Vielseitigkeit seines Konzepts: In der kleinen Division der Deutschen Rennsportmeisterschaft sorgte Porsche inmitten der laufenden Rennsaison 1977 für erhebliche Aufregung, als die Weissacher Ingenieure aus dem erfolgreichen 935 eine liebevoll “Baby" genannte 750-Kilogramm-Leichtversion mit einem 1,425-Liter-Turbo-Motor machten. Schon bei seinem zweiten Rennen siegte der 380 PS starke 935/77 in Hockenheim mit 52 Sekunden Vorsprung. Ein anderes Extrem war der Porsche 935/78 “Moby Dick" aus dem Jahr 1978. Auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt, wurde er in Le Mans mit 366 Stundenkilometern gemessen. Sein bis zu 845 PS leistender 3,2-Liter Sechszylindermotor zeichnete sich zudem durch eine zukunftsweisende Besonderheit aus: Erstmals in der Geschichte des 911 erhielt der Motor wassergekühlte Zylinderköpfe.
Targa Florio 1973 Am 13. Mai 1973 findet das älteste Straßenrennen der Welt, die Targa Florio, zum letzten Mal statt. Gijs van Lennep und Herbert Müller erzielen mit dem Porsche 911 Carrera RSR 3.0 den 11. Gesamtsieg für Porsche und machen damit Porsche zum "ewigen" Targa Florio-Sieger. 911 Carrera RSR 3.0: Luftgekühlter 6-Zyl.-Boxermotor, 2992 cm3, 330 PS, 900 kg
Porsche – der Langstrecken-Spezialist
Le Mans ist das Zauberwort für die Motorsport-Enthusiasten. Das Rennen um die Uhr, 24 Stunden lang, beeindruckt alle, weil hier nach höchstem Tempo bei größter Zuverlässigkeit verlangt wird. Porsche ist beim Langstrecken-Klassiker zum Mythos geworden – mit 16 Gesamtsiegen.
Den Anfang machten Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 auf dem Porsche 917 KH, im Folgejahr brachten Gijs van Lennep und Dr. Helmut Marko den Titel nach Zuffenhausen. 1972 gewann das Penske Racing Team auf dem turbo-aufgeladenen Porsche 917/10 die amerikanische CanAm-Meisterschaft. Ein Jahr darauf siegte Mark Donohue auf dem Porsche 917/30, dem mit 1.100 PS leistungsstärksten Rennsportwagen aller Zeiten. Weitere Le Mans-Gesamtsiege erzielte Porsche mit dem Typ 936, der 1976 von Jacky Ickx und Gijs van Lennep und 1977 von Jacky Ickx sowie Jürgen Barth und Hurley Haywood gesteuert wurde. Ein weiterer Porsche-Gesamtsieg folgte 1981, als Jacky Ickx und Derek Bell mit dem 936/81 einmal mehr den Langstreckenklassiker für Porsche entschieden.
Der Porsche 917/30 gewann 1973 als Turbo-Technologieträger die CanAM-Serie
Die achtziger Jahre des Porsche-Motorsports waren von den äußerst erfolgreichen Gruppe C-Prototypen Porsche 956 und 962 geprägt. Auf Anhieb erzielte Porsche 1982 mit dem 956 einen Le Mans-Dreifachsieg. Von 1983 an auch als Kundensport-Fahrzeug im Einsatz, setzte der 956 seine Siegesserie fort und dominierte die Rennserie der Gruppe C.
Sieben Gesamtsiege in Le Mans, zehn Triumphe in Daytona und Sebring, fünf Hersteller- und Team-Weltmeisterschaften sowie vier Meisterschaften in der amerikanischen IMSA-Serie machten den Porsche 956/962 zum erfolgreichsten Rennwagen seiner Zeit. Daneben war Porsche von 1983 bis 1987 als Motorenlieferant für die Formel 1 höchst erfolgreich. Der in Weissach für das TAG-McLaren-Team entwickelte 1,5-Liter-Turbo-Motor schrieb mit 25 Siegen und drei Weltmeisterschaftstiteln Rennsportgeschichte.
Für Werkseinsätze wurde 1996 der 911 GT1 entwickelt. Mit ihm kam 1998 erstmals bei Porsche ein Sportwagen mit Kohlefaserchassis zum Einsatz. Passend zum 50-jährigen Jubiläum der Porsche-Sportwagen überfuhr ein 911 GT1 bei den 24 Stunden von Le Mans als erster die Ziellinie und holte 1998 den insgesamt 16. Porsche-Gesamtsieg.
Mit dem Sport-Prototypen RS Spyder beteiligt sich Porsche seit Herbst 2005 in der American Le Mans Series (ALMS). Schon bei seinem ersten Einsatz im kalifornischen Laguna Seca holte der RS
Spyder die Pole-Position, Rundenrekord und Klassensieg. Beim dritten Saisonlauf in Mid Ohio erzielten die vom amerikanischen Penske-Team eingesetzten Porsche RS-Spyder am 21. Mai 2006 einen Doppelsieg. Zum ersten Mal erlangte damit ein Rennwagen der LMP2-Klasse einen Gesamtsieg in der ALMS. Seine erste volle LMP2-Saison beendete der Porsche RS Spyder mit dem Gewinn der Hersteller-, Team- und Fahrerwertung. 2007 wurde es noch besser! Mit einer einzigartigen Siegesserie stellte der Porsche RS Spyder die American Le Mans Series auf den Kopf. Mit elf Siegen in den zwölf Rennen, darunter acht Gesamtsiegen und einer hervorragenden Standfestigkeit, war der RS Spyder das dominierende Fahrzeug. Wie schwäbisches Understatement im Sport aussieht, zeigte sich in Le Mans 1983, als neun Porsche unter den ersten Zehn zu finden waren. In Zuffenhausen wurde auf das Siegerplakat nur die nackte Reihenfolge gedruckt und der Zusatz: Nobody is perfect.
Porsche RS Spyder Modell 2008, Nürburgring-Nordschleife
Wichtige Siege und Meisterschaften
- Marken- beziehungsweise Team-Weltmeisterschaft: 14
- Langstrecken-Fahrerweltmeisterschaft: 8
- IMSA Supercar-Serie: 3
- Deutsche Rennsportmeisterschaft: 6
- Europa-Bergmeisterschaft: 20
- Formel 1 - einen GP-Sieg als Konstrukteur und verschaffte McLaren 25 Siege mit Porsche-Motoren
- Daytona (24 Stunden): 20
- IMSA Supercar Rennen: 15
- Le Mans (24 Stunden): 17
- Sebring (12 Stunden): 18
- Targa Florio: 11
- American Le Mans Series: 1
- Rallye Monte Carlo: 4
- Rallye Paris-Dakar: 2
Porsche spielt in einer eigenen Liga
Insgesamt hat Porsche weit mehr als 30.000 Rennen gewonnen - hier kann keine andere Marke mithalten, weder in Rekordbüchern noch auf der Rennstrecke.
Fotos: © Porsche AG