Kaum ein Anderer hat die Entwicklung des Automobils in Deutschland so maßgeblich beeinflusst wie der Sohn eines österreichischen Installateurs, Ferdinand Porsche.
Bereits 1906 begann der damals 21jährige seine Automobilkarriere bei als Entwicklungsleiter bei der Österreichischen Daimler KG, nachdem er zuvor bei der Wiener Hofwagenfabrik Lohner & Co bereits einige technische Entwicklungen geleitet hatte.
Unter anderem entwickelte er dort 1899 das Lohner Porsche Elektromobil, das als erstes allradbetriebenes Hybridfahrzeug der Welt bezeichnet werden darf.
Sein Aufstieg brachte ihm 1916 den Generaldirektorposten ein.
Sein Interesse galt überwiegend dem Bau von Sport- und Rennwagen, eine nicht ganz kostenextensive Sparte, so dass Porsche 1923 nach drastischen Kürzungen seines Etats zur Stuttgarter Daimler Motoren Gesellschaft wechselte. Dort entwickelte er unter anderem den Mercedes S, SS und SSK.
Durch die Fusion von Daimler & Benz und im Zuge der Weltwirtschaftskrise sank Porsches Macht im neu gebildeten Unternehmen, so dass Porsches Vertrag nicht verlängert wurde. Er wechselte daraufhin zu Steyr, durch deren Insolvenz - im Jahr 1930 - wurde Porsche aus der Notsituation heraus selbständig und gründete am 25. April 1931 die Dr. Ing. h.c. Porsche GmbH. Der Doktortitel war ihm in den 20er Jahren ehrenhalber verliehen worden. Das junge Unternehmen konstruierte anfänglich im Auftrag für andere Automobilhersteller, unter anderem für Zündapp und NSU.
Mit einem Regierungsauftrag im Jahre 1934 beginnt auch eine weniger glorreiche Etappe im Leben des genialen Konstrukteurs. Er entwickelte für das deutsche Reich den KdF Wagen, sprich VW Käfer. Porsche wurde 1934 auch Mitglied der NSDAP und wurde vom dritten Reich in seinen Entwicklungen massiv gefördert. 1938 wurde er in der neu gegründeten Volkswagen GmbH zum Hauptgeschäftsführer bestellt und in den Aufsitzrat berufen.
Der geplante Wagen für das Volk wurde von der Volkswagen GmbH nie realisiert, die technischen Entwicklungen gingen in den Kübelwagen und den Schwimmwagen der Wehrmacht ein. Durch Einbringung seines Schwiegersohnes, dem Wiener Rechtsanwalt Anton Piech, sicherte Porsche seinem eigenen Konstruktionsunternehmen lukrative Aufträge der Volkswagen GmbH.
Unter Porsches Leistung wurde dann während des zweiten Weltkrieges, die Produktion der Volkswagen GmbH mehr und mehr in einen reinen Rüstungsbetrieb umstrukturiert.
Unter anderem wurde hier auch die Vergeltungswaffe V1 gebaut. Porsches nationalsozialistisches Denken beschränkte sich allerdings nicht nur auf die Rüstungsproduktion. Auf seine persönliche Initiative wurde im Volkswagenwerk der Einsatz von Zwangsarbeitern aus Konzentrationslagern und Kriegsgefangenenlagern forciert.
1942 wurde zu diesem Zwecke gar ein KZ Arbeitsdorf für 20000 Menschen nahe des Werkes angelegt. Porsche wurde zu Hitlers Lieblingsingenieur und zum Vorsitzenden der Panzerkommission ernannt, wo er später in den Rüstungsrat des Reiches berufen wurde.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zog sich Ferdinand Porsche nach Österreich zurück, wurde aber von den französischen Besatzern zusammen mit Sohn Ferry und Schwiegersohn Anton Piech verhaftet und musste für 22 Monate ins Gefängnis.
Sein Sohn Ferry führte inzwischen die Entwicklung des ersten echten Porsche voran und baute in der Abwesenheit seines Vaters den 356. 1950 wird Porsche zur eigenständigen Automobilfabrik.
In den Räumen der Karosseriewerkstatt Reutter in Stuttgart wird der 356 gebaut. Die Ausrichtung auf den Rennsport ist unverkennbar, spätestens mit dem Spyder 550 im Jahre 1953 schreibt Porsche Rennsportgeschichte.
Die Begabung des Konstruierens wurde von den Porsches von Generation zu Generation weitergegeben. Ferdinand Alexander Porsche, der Enkel des Firmengründers, entwickelte in den 1960er Jahren den legendären Porsche 911, der 1963 noch als Porsche 901 auf der IAA vorgestellt wurde und bis heute als Basis für den automobilen Erfolg des Unternehmens steht.
An diesem Fahrzeug wird Porsche seit 1961 gemessen. Viele im Schatten des 911 entstandene Fahrzeuge erreichten zwar Beachtungserfolge, aber nicht den Kultstatus des 911.
In den 70er Jahren entstehen die VW Porsche 914 und 916, ein Mittelmotorsportwagen, der allerdings vom Preis nicht in das Marktgefüge passt und daher nicht von großem Erfolg gekrönt ist. Auch die ebenfalls in den 70er Jahren gebauten 924 und 928 galten nicht als "echte Porsche" und führten ein Schattendasein neben dem 911. Parallel baute Porsche sehr erfolgreiche Rennautomobile, zu nennen sei der 917 oder der 956, die sich im Motorsport mit Siegesruhm ehrten und die sportliche Kompetenz des Unternehmens widerspiegelten, zumal sehr viele Entwicklungen aus dem Rennsport auch in den Serienfahrzeugen Einzug hielten.
Der Porsche 959 aus dem Jahre 1985 ist dafür ein klassisches Beispiel. Erst im Jahr 1996 gelingt es Porsche mit dem Boxter, dem 911 einen ebenfalls erfolgreichen Verkaufsschlager an die Seite zu stellen.
Das Unternehmen Porsche baute in den Jahren 2007 u. 2008 seine Beteiligung an Volkswagen weiter aus, mit dem eigentlichen Ziel, die Kontrolle über VW zu erlangen. Jedoch scheiterte die Übernahme und Volkswagen übernahm Mitte 2009 eine 49,9-prozentige Beteiligung an Porsche. Drei Jahre später besaß VW die Porsche AG komplett.
Fotos: © Porsche AG