Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September 1969 in Frankfurt am Main präsentiert Mercedes-Benz ein ungewöhnliches Fahrzeug, den C 111. Die Welt steht Schlange, um das „rollende Versuchslabor“ mit seiner keilförmigen Karosserie und den nach oben öffnenden Flügeltüren zu betrachten. Dafür sorgt auch die Farbe, ein Orangemetallic, original als „Weißherbst“ bezeichnet.
Weniger augenfällig, aber nicht minder ungewöhnlich sind die technischen Innovationen: Die Karosserie besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff und ist mit der stählernen Rahmenbodenanlage vernietet und verklebt.
Der C 111 dient der Erprobung des Wankelmotors. Für den Antrieb sorgt ein Dreischeiben-Aggregat mit einer Leistung von 206 kW (280 PS), das eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h ermöglicht - für damalige Verhältnisse ein beachtlicher Wert. Bereits wenige Monate später steht auf dem Automobilsalon Genf eine gründlich überarbeitete Version des C 111. Er hat einen Vierscheiben-Wankelmotor mit einer Leistung von 257 kW (350 PS). Damit beschleunigt das Auto in 4,8 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h.
Um den Wankelmotor wird es still, Dieseltechnik steht nun im Zentrum der Forschung und die Rekordversionen des C 111 rücken erneut in das Interesse der Öffentlichkeit: Im Juni 1976, im April 1978 und im Mai 1979 absolviert er auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Nardo in Süditalien Rekordfahrten, die zu mehreren absoluten Weltrekorden über verschiedene Distanzen führen.
Bei der ersten Rekordfahrt treibt den im Vergleich zu 1970 äußerlich fast unveränderten C 111-IID ein gründlich überarbeiteter Fünfzylinder-Dieselmotor mit 3,0 Liter Hubraum an, der statt 59 kW (80 PS) der Serie nun 140 kW (190 PS) leistet.
1978 erreicht man im C 111-III mit einem zusätzlichen Ladeluftkühler eine Leistung von 169 kW (230 PS), doch dieser Rekordwagen hat mit dem ursprünglichen C 111 nicht mehr viel gemeinsam. Die silbern lackierte Karosserie auf einer in den Abmessungen geänderten Bodengruppe zeigt eine noch konsequentere Stromlinienform.
Diesen Ansatz verfeinert der Rekordwagen C 111-IV von 1979 weiter, zusätzlich hat er markante Spoiler, eine geänderte Front und zwei Heckflossen. Als Antrieb dient ein 4,5-Liter-V8-Motor aus der Serienproduktion, der auf 4,8 Liter Hubraum erweitert ist und damit 367 kW (500 PS) bietet. In dieser Version ist der C 111-IV kein reines Forschungsfahrzeug mehr – er zielt auf sportliche Höchstleistungen.
Weltrekorde:
Mercedes-Benz C 111 II Diesel
Hochgeschwindigkeits-Teststrecke Nardo
5.000 Meilen - 252,54 km/h
10.000 km - 252,249 km/h
10.000 Meilen - 251,798 km/h
Mercedes-Benz C 111-III Diesel
Hochgeschwindigkeits-Teststrecke Nardo
100 km - 316,484 km/h - 1 Stunde - 321,843 km/h
100 Meilen - 319,835 km/h - 6 Stunden - 317,976 km/h
500 km - 321,860 km/h 12 - Stunden - 314,463 km/h
500 Meilen - 320,788 km/h
1000 km - 318,308 km/h
1000 Meilen - 319,091 km/h
Mercedes-Benz C 111 IV
Strecke: Untertürkheim
Rundstrecken-Weltrekord - 403,978 km/h
Technische Daten des Mercedes-Benz C 111 II
Motor:
Typ: Vierscheiben-Wankelmotor
Hubraum: 4 x 600 ccm = 2400 ccm vergleichbar mit 4,8 l. bei einem Hubkolbenmotor
Leistung: 257 kW / 350 PS bei 7000/min
Drehmoment: 40 mkp ~ 392 Nm bei 4000 - 5500/min
Kraftübertragung: Heckantrieb
Getriebe: Fünfgang Schaltgetriebe
Fahrleistung:
Vmax: 300 Km/h
Beschleunigung von 0-100 km/h: 4,8 sec.
Abmessungen:
Länge: 4.440 mm
Breite: 1.825 mm
Höhe: 1.120 mm
Radstand: 2.620 mm
Gewicht: 1.240 kg
Baujahr: 1970
Bilder von Mercedes-Benz C 111
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Fotos: © Daimler
Video von Mercedes-Benz C 111
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