Flugzeuge verfügen über eine Blackbox, die entscheidende Daten vor und nach einem Absturz liefert. Nun wird auch im Straßenverkehr ein ähnliches System verbindlich: Der Event Data Recorder (EDR) zeichnet bei einem Autounfall entscheidende Informationen auf. Bereits heute sind viele Fahrzeuge mit einem EDR ausgerüstet, doch ab dem 7. Juli 2024 wird dieses System für alle neu zugelassenen Fahrzeuge verpflichtend.
Das nötigste in Kürze:
- Warum wird der Event Data Recorder (EDR) in Autos eingeführt?
Der EDR wird eingeführt, um bei Autounfällen relevante Daten aufzuzeichnen und so den Unfallhergang besser zu verstehen. - Ab wann wird der EDR in allen neuen Pkw verpflichtend?
Ab dem 7. Juli 2024 ist der EDR für alle neu zugelassenen Pkw verpflichtend. - Wo ist der EDR im Auto meistens verbaut?
Der EDR ist meistens im Airbag-Steuergerät verbaut. - Welche Daten werden vom EDR aufgezeichnet?
Der EDR zeichnet Daten wie Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Lenkwinkel und Airbag-Auslösung auf. - Wie erfolgt die Speicherung der EDR-Daten?
Die EDR-Daten werden lokal im Fahrzeug gespeichert. - Wem gehören die gespeicherten Daten aus dem EDR?
Die gespeicherten Daten gehören dem Fahrer bzw. Halter des Fahrzeugs. - Wer darf die EDR-Daten auslesen und wann?
Die EDR-Daten dürfen in der Regel auf Anordnung eines Richters oder der Staatsanwaltschaft ausgelesen werden. - Was passiert, wenn der Fahrer nicht zustimmt, die EDR-Daten auszulesen?
Bei schweren Unfällen mit Verletzten oder Toten kann das Auslesen der EDR-Daten auch ohne Zustimmung des Fahrers erfolgen.
Im Detail:
Die Rolle des Event Data Recorders (EDR): Unfallanalysen und Fahrzeugsicherheit im Fokus
Die primäre Funktion des EDR besteht darin, durch die Aufzeichnung relevanter Daten ein besseres Verständnis über den Ablauf eines Autounfalls zu ermöglichen. In der Regel ist der EDR im Airbag-Steuergerät verbaut, da hier sämtliche relevanten Informationen von Beschleunigungssensoren zusammenlaufen. Diese Informationen dienen auch zur Auslösung der Datenaufzeichnung durch den EDR. Aufgezeichnet werden dabei Daten wie Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Lenkwinkel und ob der Airbag ausgelöst wurde. Die Aufzeichnung erfolgt in einem zeitlichen Fenster von fünf Sekunden vor und 300 Millisekunden nach dem Crash.
Erhöhte Unfalltransparenz durch Event Data Recorder (EDR): Reduzierung potenzieller Manipulationen
Die Einführung des Event Data Recorders (EDR) in Fahrzeugen zielt auch darauf ab, die Manipulation von Unfallgeschehnissen zu reduzieren. Durch die Aufzeichnung von relevanten Daten wie Geschwindigkeit, Lenkwinkel und Airbag-Auslösung wird eine präzise Unfallrekonstruktion ermöglicht. Der EDR dient als objektive Informationsquelle und kann potenzielle Fälle von Unfallmanipulation erschweren. Die Verpflichtung zur EDR-Nutzung trägt somit dazu bei, die Transparenz im Zusammenhang mit Autounfällen zu erhöhen und die Integrität von Unfalldaten zu wahren.
EDR im Detail: Funktionen und Datenspeicherung
Der EDR zeichnet kontinuierlich Fahrzeugdaten auf, speichert sie jedoch erst dann, wenn bestimmte Auslöseschwellen erreicht werden. Dies geschieht, wenn die Sensoren einen Unfall oder umstände, die dazu führen können, registrieren. Der EDR erfasst unter anderem Geschwindigkeitsänderungen in Längs- und Querrichtung, Auslösungen von Gurtstraffern oder Airbags sowie das Auslösen einer aktiven Motorhaube. Typischerweise ist der EDR im Airbagsteuergerät integriert, wo auch die Informationen von Beschleunigungssensoren für die Airbag-Auslösung zusammenlaufen.
Welche Daten werden gespeichert?
Der EDR speichert ausschließlich Daten, die im Falle eines Unfalls von Relevanz sind. Hierzu gehören Fahrdynamik-Daten vor und nach dem Crash sowie Informationen zu Rückhaltesystemen. Die gespeicherten Daten verbleiben lokal im Fahrzeug und können entweder über die OBD-Schnittstelle oder direkt am Airbag-Steuergerät ausgelesen werden. Es sei zu beachten, dass der EDR keine Daten über andere Verkehrsteilnehmer speichert und keine Videoaufzeichnungen ermöglicht.
Datenschutz: Klare Regeln für den Umgang mit EDR-Daten
Die Daten, die der EDR aufzeichnet, gehören grundsätzlich dem Fahrer oder Halter des Fahrzeugs. Datenschutzgesetze müssen eingehalten werden, und es dürfen keine personenbezogenen oder personenbeziehbaren Daten gespeichert werden. Vor einer Überwachung muss jedoch niemand befürchten, da der EDR nicht dauerhaft Daten speichert und das Auslesen über die OBD-Schnittstelle nicht ohne Zustimmung des Fahrers/Halters erfolgen kann. Trotzdem ist zu beachten, dass bei Hauptuntersuchungen oder Werkstatt-Aufenthalten ein Auslesen der EDR-Daten theoretisch möglich ist.
Rechtliches Vorgehen: Wann dürfen EDR-Daten ausgelesen werden?
Das Auslesen der EDR-Daten erfolgt in der Regel auf Anordnung eines Richters oder der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit zivil- oder strafrechtlichen Verfahren. Ein Unfall-Sachverständiger wird beauftragt, die Daten zu interpretieren und in den Kontext der Unfallrekonstruktion zu setzen. Dennoch sollten die EDR-Daten nicht als alleinige Quelle für die Unfallrekonstruktion dienen, sondern als unterstützendes Element neben Spurenbild am Unfallort und Schäden an den beteiligten Fahrzeugen. In Fällen schwerer Unfälle mit Verletzten oder Toten kann das Interesse an der Strafverfolgung höher gewichtet werden als das individuelle Datenschutzinteresse, und der Fahrer/Halter kann das Auslesen der EDR-Daten nicht verhindern.
Quelle und weiterführende Webseiten:
Unfallmanipulation? – die Daten des Electronic Data Recorders sprechen (auch) dafür